Sie wurde 1909 in den USA ins Leben gerufen und 1916 von Papst Benedikt XV. mit einem Apostolischen Schreiben auf die ganze katholische Kirche ausgeweitet. Seit 1968 werden die Themen und Texte für die Gebetswoche vom Päpstlichen Rat für die Einheit der Christen und dem weltweiten Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat, WKR) veröffentlicht. Die Grundtexte für die Weltgebetswoche stammen jedes Jahr aus einem anderen Land, heuer wurden sie auf Malta vorbereitet.
Inhaltlich ist die Gebetswoche heuer besonders Flucht und Migration gewidmet. Das internationale Leitthema der Woche ist dem biblischen Buch der Apostelgeschichte entnommen: "Sie waren uns gegenüber ungewöhnlich freundlich" (Apg 28,2) . Es bezieht sich darauf, wie der Apostel Paulus und seine Mitreisenden Schiffbruch auf Malta erleiden. Die Schiffbrüchigen werden von der einheimischen Bevölkerung gastfreundlich aufgenommen und versorgt.
Die Texte für die Gebetswoche kommen heuer dementsprechend aus Malta. Die römisch-katholische Bischofskonferenz hat sie in Zusammenarbeit mit dem Ökumenischen Rat der Kirchen in Malta erarbeitet. Die maltesischen Christen sehen in dieser Geschichte die Wurzeln des christlichen Glaubens und der christlichen Gemeinde auf ihrer Insel. Daran wird jedes Jahr am 10. Jänner mit einem eigenen Festtag erinnert.
Die biblische Geschichte vom Schiffbruch des Paulus im Mittelmeer vor Malta wird von der Vorbereitungsgruppe für die Gebetswoche in den Kontext von Flucht und Migration heute gestellt: "Auch in unserer Zeit sehen sich viele Menschen auf demselben Meer denselben Schrecken gegenüber. Dieselben Orte, die in der Lesung genannt werden, kommen in den Geschichten heutiger Flüchtlinge vor", heißt es wörtlich von Seiten der maltesischen Vorbereitungsgruppe. In anderen Teilen der Welt würden sich viele andere auf ebenso gefährliche Reisen zu Lande und zur See begeben, um Naturkatastrophen, Krieg und Armut zu entkommen. Diese Menschen seien besonders auf die Gastfreundschaft anderer angewiesen.
Das Beispiel aus der Apostelgeschichte mache deutlich, "wie aus einer zufälligen Begegnung Gemeinschaft entstehen kann", heißt es und weiter: "Gemeinschaft über Grenzen hinweg mindert Not." Die Kirchen würden sich in der Pflicht sehen, solche Gemeinschaft zu fördern. Dies werde ihnen umso mehr gelingen, je mehr sie auch untereinander Gemeinschaft pflegen und Versöhnung suchen.
Die Einheit der Christen sei kein Selbstzweck, sondern sie sei besonders für den Notleidenden, Hilfsbedürftigen und Fremden offen. "Unsere Einheit als Christen wird nicht nur dadurch entdeckt, dass wir einander Gastfreundschaft gewähren, so wichtig dies ist, sondern auch durch liebevolle Begegnungen mit denen, die unsere Sprache, unsere Kultur oder unseren Glauben nicht teilen."
Informationen und Unterlagen zur Weltgebetswoche 2020
In der Diözese Linz wird seit vielen Jahren wird im Rahmen der Weltgebetswoche ein Gottesdienst mit insgesamt neun Konfessionen gefeiert, der jedes Jahr in einer anderen Kirche stattfindet. Die Gastgeber laden jeweils zur Vorbereitung und zur abschließenden Agape ein. Ob katholisch, evangelisch, altkatholisch, methodistisch oder orthodox: Die beteiligten Kirchen bemühen sich, trotz aller Unterschiede und Stolpersteine das Gemeinsame und Verbindende in den Vordergrund zu stellen.
Nachlese: Ökumenischer Gottesdienst christlicher Kirchen in Linz (2019)
Gottesdienst christlicher Kirchen 2019 in der altkatholischen Kirche in Linz. © Diözese Linz / Fürlinger
In der Diözese Linz findet anlässlich der Weltgebetswoche am 23. Jänner 2020 um 18.30 Uhr ein ökumenischer Gottesdienst im Linzer Mariendom statt. Gastgeber ist Dompfarrer Maximilian Strasser. Pfarrer Dr. Thomas Pitters, Leiter für Diakonische Identitätsentwicklung im Diakoniewerk Gallneukirchen, wird die Predigt halten. Veranstalter des Gottesdienstes ist das Forum der christlichen Kirchen in Oberösterreich. Diesem gehören an: Altkatholische Kirche, Baptisten, Evangelische Kirche A. B., Evangelische Kirche H. B., Evangelisch-methodistische Kirche, Koptisch-orthodoxe Kirche, Römisch-katholische Kirche, Rumänisch-orthodoxe Kirche und Serbisch-orthodoxe Kirche.