Trauer in Syrien und Österreich um Erzbischof von Homs
Barakat habe immer wieder öffentlich die dramatische Lage der Christen im Nahen Osten aufgezeigt, erinnerte die ökumenische Stiftung "Pro Oriente" in einer Aussendung am Dienstag, 16. Juni 2020. Und auch die Initiative Christlicher Orient (ICO) würdigte den Verstorbenen, dessen Engagement sowohl seiner kleinen christlichen Schar wie auch den Muslimen in Homs galt. Der Erzbischof war ein langjähriger Projektpartner der ICO.
Barakat stammte aus Zeidal, einer Vorstadt von Homs. Er trat in das Priesterseminar im libanesischen Charfeh ein und studierte Theologie an der Universität Kaslik. 1976 wurde er im heimatlichen Zeidal zum Priester geweiht. In der Folge war er als Pfarrer in mehreren Städten, als Diözesanökonom und als Protosynkellos (Generalvikar) tätig. 2006 erhob ihn der damalige syrisch-katholische Erzbischof von Homs, Theophile Kassab, in den Rang eines Chorepiskopos. Nach dem Tod Kassabs verwaltete er die Eparchie als Administrator. Der Heilige Synod der syrisch-katholische Kirche wählte ihn 2016 zum neuen Erzbischof von Homs und Hama, eine Wahl, die von Papst Franziskus umgehend bestätigt wurde.
Erzbischof Theophile Philippe Barakat verstorben. © Georg Pulling
Hilfe für Jung und Alt
In Maskana, einem Vorort von Homs, betreibt die syrisch-katholische Kirche seit einigen Jahren eine Kinderklinik, in der jedes Jahr mehrere tausend Kinder behandelt werden. Der Schwerpunkt liegt auf Babys und Kleinkindern. Die Hilfe kommt dabei christlichen wie muslimischen Kindern gleichermaßen zugute. Die ICO unterstützt die Kinderklinik finanziell.
Die Sorge des Bischofs galt freilich auch den alten Menschen. Am Stadtrand von Homs errichtete die syrisch-katholische Kirche ein Altenheim. Viele junge Menschen seien wegen des Krieges ausgewandert, zurück blieben die Alten. Die Kirche müsse deshalb ein Zeichen setzen, wie sie mit dieser Herausforderung umgeht, erklärte Barakat bei einem Besuch von ICO-Obmann Slawomir Dadas vor Ort.
Heftige Kritik am Westen
Die Stiftung Pro Oriente erinnerte in ihrer Aussendung u.a. auch daran, dass Erzbischof Barakat immer wieder Querverbindungen zwischen westlichen Interessen und islamistischen Gruppierungen in Syrien angeprangert hatte. In einem aufsehenerregenden Interview für die deutsche Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) habe er Europa etwa vorgeworfen, die zentrale Rolle Saudiarabiens im Syrien-Krieg aus wirtschaftlichen Interessen zu verschweigen. "Die europäischen Regierungen kennen die Wahrheit und schweigen, weil sie an das saudische Geld wollen", sagte Barakat damals wörtlich und fügte hinzu: "Wir Christen zählen nicht." Imame aus Saudiarabien und der Türkei hätten einen radikalen Islam nach Syrien importiert und damit den Krieg angeheizt: "Mit dem wahren Islam lässt es sich gut zusammenleben, nicht aber mit dem neuen, falschen Islam, der alles tötet".